09. Oktober 2019

Tirol im Klimawandel

von Brigitte Rieser
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„Während die Politik den Rahmen für wirksamen Klimaschutz setzen muss, können wir alle gemeinsam durch unser Mobilitäts- und Konsumverhalten einen Beitrag dazu leisten.“
LHStvin Ingrid Felipe
Die Fülle an Informationen zum Klimawandel, zu Klimaschutz und Zukunftsszenarien ist oft nur noch schwer zu durchschauen.

Was versteht man unter dem Nationalen Energie- und Klimaplan? Was sind Treibhausgase? Welche Rolle spielt der Verkehr beim Klimawandel? Welchen Beitrag können Einzelne leisten, welchen muss/ kann die Politik leisten?

Klimaschutz in der Landesverfassung

Eine ernst gemeinte Verfolgung der Klimaziele wurde erfreulicherweise im Juli von der Tiroler Landesregierung mit der Verankerung von Klimaschutz in der Tiroler Landesordnung vorgegeben. Das bedeutet, dass nunmehr bei jedem Vorhaben auch die Auswirkungen auf das Klima mitbedacht werden sollten. „Der Verkehr ist mit einem Anteil an CO2-Emissionen von circa 30 Prozent der größte Treibhausgasverursacher und damit zugleich auch der größte Hebel, um Verbesserungen zu erwirken. Tirol ist einerseits durch den Transitverkehr sehr belastet, andererseits aber auch ein Vorzeigeland im öffentlichen Verkehr. Mit dem Jahresticket Tirol ist auch die Nutzung der Öffis in der Freizeit gut möglich, Tarife und Anbindungen werden laufend verbessert und auch die Erreichbarkeit der beliebtesten Urlaubsregionen, besonders im Sommerangebot, wird ausgebaut“, betont LHStvin Ingrid Felipe. Auch E-Carsharing werde in Zukunft noch mehr in den öffentlichen Verkehr integriert. „Selbstverständlich nützt das beste Angebot nur dann, wenn es auch angenommen wird“, ist LHStvin Felipe überzeugt. Für Tirol machen Informationsbroschüren wie die „WÖFFI‘s – Wandern mit öffentlichen Verkehrsmitteln“ oder auch der neue Online-Ticketshop den Umstieg für Einheimische und Gäste schmackhaft.

Klimastrategien

Tirol verfügt auch über eine eigene Klimaschutz- und Klimawandelanpassungsstrategie, in welcher die Anpassung an den Klimawandel in den Bereichen Land- und Forstwirtschaft, Naturgefahren, Wasser, Ökosysteme, Energie, Verkehr, Tourismus, Bauen, Wirtschaft und Gesundheit Berücksichtigung findet. Konkret wurde besonderes Augenmerk darauf gelegt, Gemeinden für den Klimawandel und die dadurch einhergehenden Veränderungsprozesse und Anpassungserfordernisse zu sensibilisieren. Dabei geht es um Unterschiedliches: Städte können durch mehr Begrünung kleinräumig der Überhitzung entgegenwirken, während sich kleinere Gemeinden in den Seitentälern möglicherweise vermehrt mit der Aufforstung von Schutzwald zu beschäftigen haben, um sich vor Murenabgängen und Lawinen zu schützen. Auch kleine Maßnahmen haben eine große Wirkung, beispielsweise die Regenwasseraufbereitung als Lösungsstrategie im Lichte der zunehmenden Wasserknappheit.

Gemeinsam handeln

„Die eigene Verantwortung wahrnehmen und sich an der gesellschaftlichen Wende beteiligen können Einzelne insbesondere auch beim persönlichen Konsumverhalten“, so LHStvin Felipe. Passend dazu fand von 30.8. bis 1.9.2019 die Tiroler Nachhaltigkeitsmesse ÖKO-FAIR zum zweiten Mal in Innsbruck statt. Vorträge, Workshops und vielfältige Angebote trugen dazu bei, KonsumentInnen zum „anders bequem Leben“ zu animieren. Tirol will bis 2050 energieautonom werden. Auf diesem Weg sind vor allem auch die Zwischenschritte, insbesondere das Erreichen der Ziele bis 2030 in Übereinstimmung mit den EU-Vorgaben, von Bedeutung. Bis dahin soll nämlich bereits die Hälfte des Weges gemacht sein, indem der CO2-Ausstoß auf 50 Prozent reduziert werden soll. Energieautonomie wird ein wichtiger Baustein in Zeiten des Klimawandels. Wesentlich sind auch Aspekte wie Naturschutz – Stichwort ökologische Vereinbarkeit – oder Klimagerechtigkeit. Technische Maßnahmen oder gesetzliche Lösungen können die Menschen dabei nicht aus der Verantwortung nehmen, auch selbst einen Beitrag zu leisten.

Wissenswert

Globale Übereinkommen: Weltklimakonferenz der Vereinten Nationen (2015): Begrenzung der globalen Durchschnittstemperatur auf deutlich unter 2°C über dem vorindustriellen Niveau, keine weiteren Steigerungen der CO2-Emissionen
EU Vorgaben: Governance Verordnung (2018): Festlegung der Energieunions- und Klimaschutzziele der Mitgliedstaaten bis 2030
In Österreich: KSG – Österreichisches Klimaschutzgesetz (2011, zuletzt geändert 2017): Festlegung der sektoralen Höchstmengen für die Freisetzung von Treibhausgasen IKES – #mission 2030 / die österreichische Klima und Energiestrategie (2018) NEKP – der Nationale Energie- und Klimaplan (soll bis Ende 2019 finalisiert und der Europäischen Kommission vorgelegt werden)
In Tirol: Tirol 2050 energieautonom (2014): Energieautonomie in Tirol bis 2050 Tiroler Klimaschutz- und Klimawandelanpassungsstrategie (2015): Festschreibung von Maßnahmen und Zielen bis 2020 Klimaschutz als Ziel in der Tiroler Landesverfassung (2019)
Treibhausgase: Die häufigste Treibhausgasemission ist Kohlendioxid (CO2) mit einem Anteil von 85 Prozent in Österreich (Umweltbundesamt 2018) Das Ziel: den Temperaturanstieg möglichst auf 1,5°C zu begrenzen. Dafür ist es notwendig, den CO2-Ausstoß jährlich um circa sieben Prozent zu reduzieren. Auswirkungen bzw. notwendige Anpassungen daher in den Bereichen: Wasser, Land- und Forstwirtschaft, Bauen/ Wohnen/Raumordnung, Ökosysteme, Naturgefahren/Katastrophenschutz, Tourismus und Wirtschaft, Energie, Verkehr, Städteplanung und Gesundheit
 

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