23. Mai 2022

100 Jahre Tiroler Genbank: Vielfalt, kulturelles Erbe und Zukunftsaktie

Beitrag teilen
LHStv Josef Geisler und Genbank-Leiter Christian Partl mit den alten Landsorten Chrysant-Hanser- Roggen und Fisser Imperialgerste.
Vor 100 Jahren wurde der Grundstein für die Tiroler Genbank – einer Sammlung landwirtschaftlicher Kulturpflanzen aus Tirol und dem alpinen Raum – gelegt.

Die Aufgaben einer Genbank umfassen nach klassischer Definition die Sammlung, Erhaltung, Beschreibung und Nutzung der Landsorten.

Heute liegen mehr als 1.000 Saatgutproben und Pflanzgut von 35 verschiedenen Pflanzenarten getrocknet bei minus 16 Grad im Kühllager der Tiroler Genbank. Die Tiroler Genbank, eine Einrichtung des Landes Tirol und damit in öffentlicher Hand, ist gemeinsam mit St. Petersburg die weltweit älteste der mittlerweile 1.400 Genbanken. Und sie ist die einzige mit einer derartigen Vielfalt alter Landsorten aus dem alpinen Raum.

Kernaufgabe der Tiroler Genbank ist die Sicherung der genetischen Vielfalt alpiner Landsorten. „Dazu betreiben wir seitens des Landes Erhaltungszüchtung und haben von allen 1.068 Sorten gutes, kontrolliertes Saatgut oder Pflanzgut“, erklärt Christian Partl, seit 2004 Leiter der Tiroler Genbank. Weil die Keimfähigkeit begrenzt ist, muss das Saatgut immer wieder erneuert werden. Das passiert auf etwa vier Hektar Landesfläche vorwiegend im Tiroler Oberland. Eine so genannte in-situ-Erhaltung wird bei den 400 Apfelsorten praktiziert. 1.155 Apfelbäume in Streuobstwiesen sind in der Genbank erfasst. 68 seltene Apfelsorten wurden veredelt und sind in den Sortengärten an der Landwirtschaftlichen Lehranstalt in Imst und in Rotholz enthalten.

Weitere Informationen unter www.tirol.gv.at/genbank

Tiroler Genbank
1.068 Saatgutproben verschiedener Landsorten aus dem alpinen Raum, davon 646 Getreide-Landsorten, 70 Kartoffel-, 84 Bohnen-, 56 Mohn- und 19 Erbsensorten sowie 63 Krautrüben . . .
35 verschiedene Arten: Weizen, Gerste, Roggen, Hafer, Emmer, Einkorn, Dinkel, Triticale, Mais, Hirse, Kartoffel, Busch-, Stangen-, Feuer- und Ackerbohnen, Erbsen, Mohn, Lein, Buchweizen, Rüben, Kraut, Kohl, Brotklee, Tomaten, Schnittlauch, Zwiebel, Kresse, Wicke, Kürbis, Lupine . . .
400 verschiedene Tiroler Apfelsorten (in-situ-Erhaltung), davon 68 seltene Apfelsorten veredelt in den Sortengärten der Landwirtschaftlichen Lehranstalten Imst und Rotholz 

Historischer Abriss
1922: Start der Sammlung und Dokumentation historischer, regionaler landwirtschaftlicher Nutzpflanzen durch Prof. Erwin Mayr (Bild) 1939: Versuchsfeld in Sistrans
1941: Gründung der Landesanstalt für Pflanzenzucht
1950: Umbenennung in Landesanstalt für Pflanzenzucht und Samenprüfung
1999: Überführung der Tiroler Genbank in die Abteilung Landwirtschaftliches Schulwesen und Landwirtschaftsrecht und Schließung des Standorts in Rinn 
 

Letzte Ausgaben