09. September 2025

Vom Bergwald bis ins Klassenzimmer

Ansicht eines Waldes
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Die Bergwälder der Euregio:
Schutzschild für Dörfer und
Täler, Lebensraum für Pflanzen
und Tiere und Erholungsraum
für alle.
Zusammenarbeit, von der alle profitieren

Die Euregio Tirol-Südtirol-Trentino zeigt sich im Alltag unter anderem überall dort, wo die Menschen von grenzüberschreitender Zusammenarbeit profitieren. Drei aktuelle Projekte in den Bereichen Land- und Forstwirtschaft machen deutlich, wie unterschiedlich diese aussehen kann.

Klimafitte Bergwälder

Die Bergwälder der Alpen sind Schutzschild und Lebensgrundlage zugleich: Sie bewahren Dörfer und Täler vor Lawinen, Steinschlag und Erosion, liefern Holz, bieten wertvollen Lebensraum und sind Erholungsraum. Doch Klimawandel, Stürme und Schädlinge gefährden diese Funktionen zunehmend. Deshalb bündeln Tirol, Südtirol und das Trentino ihre Kräfte, um die Wälder „klimafit“ zu machen. Im Mittelpunkt stehen gemeinsame Aufforstungsstrategien, der Austausch zur Verwendung von klimaresistenten Baumarten sowie abgestimmte Maßnahmen gegen Schädlinge wie den Borkenkäfer.
Die Forstgärten in Tirol ziehen beispielsweise zusätzlich Pflanzen für das Trentino, während Südtirol Saatgut liefert. So wird sichergestellt, dass in allen drei Landesteilen die passenden Baumarten verfügbar sind. Auch bei der Schädlingsbekämpfung gibt es eine enge Zusammenarbeit, Erfahrungen und Methoden werden ausgetauscht. Nach Sturmschäden hilft man sich gegenseitig dabei, Schadholz rasch aufzuarbeiten und die Schutzwirkungen der Wälder zu sichern und wiederherzustellen.
Unterstützt wird dies vom Waldfonds des Bundes. Durch diesen können Wiederbewaldung und Schadholzaufarbeitung finanziert und koordiniert werden. Allein in Osttirol wurden aus Maßnahmen dieses Förderpakets seit 2021 rund 21 Millionen Euro investiert – damit aus heutigen Aufforstungen stabile Wälder für die kommenden Generationen entstehen. Außerdem können so forstliche Pflegearbeiten, Maßnahmen zur Waldbrandprävention und dringende Maßnahmen zur Bekämpfung von Forstschädlingen umgesetzt werden.

Mehr Sicherheit am Berg: DIGIWAY

Wandern gehört zu den beliebtesten Freizeitaktivitäten in der Euregio. Das Interreg-Projekt DIGIWAY will erstmals alle wichtigen Informationen zu Wander- und Bergwegen in Tirol, Südtirol und dem Trentino bündeln und sie in digitaler Form bereitstellen. Wandernde können so ihre Tour noch besser vorbereiten.
DIGIWAY baut die technischen und konzeptionellen Grundvoraussetzungen auf, damit anschließend konkrete Daten eingebunden werden können. So sollen qualitätsgeprüfte Geodaten zu Wander- und Bergwegen für die gesamte Euregio stets aktuell zur Verfügung stehen. Die Daten werden am Ende des Projekts der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt.
Das Projekt DIGIWAY wird im Rahmen des Programms INTERREG Italien-Österreich mit Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) gefördert.

Landwirtschaft ohne Grenzen

Bereits 1984 wurde der „Ring der landwirtschaftlichen Schulen“ gegründet. Jede Tiroler Landeslehranstalt hat eine Schulpartnerschaft in Südtirol oder im Trentino, etwa die landwirtschaftliche Landeslehranstalt Rotholz mit dem Trentiner Istituto Agrario di San Michele all’Adige. Mehr zum Thema Schulpartnerschaften finden Sie auf den Seiten 16 und 17.
Der Austausch reicht von Fachwettbewerben über gemeinsame Kultur- oder Wintersporttage bis hin zu Tagungen für Lehrkräfte. Ein besonderer Höhepunkt ist die Euregio-Mobilitätswoche. Mehr als 270 Schüler- Innen wechseln für eine Woche ihre Stammschule, um in einem anderen Landesteil neue Fachbereiche, Techniken und Menschen kennenzulernen. Das Kursangebot ist so vielfältig wie die Berglandwirtschaft selbst: vom Maskenschnitzen in Rotholz über die Herstellung von Kuhglocken in Dietenheim, dem Almsennerkurs oder Lernangeboten in der Imkerei in Imst bis hin zum Getreideanbau an der Fürstenburg in Mals. Insgesamt stehen 33 Kurse an acht Schulstandorten – vier davon in Tirol – zur Auswahl.
Für die Jugendlichen bedeutet das: neue Erfahrungen, andere Blickwinkel und Freundschaften über Landesgrenzen hinweg. Auch die Lehrkräfte profitieren vom fachlichen Austausch, etwa in den Bereichen Obstbau, Milchverarbeitung oder Hauswirtschaft. Für die Region bedeutet das: gut ausgebildete Fachkräfte, die den Alpenraum nachhaltig weiterentwickeln.
 

„Ob im Wald, am Berg oder in der Schule – wenn wir in der Euregio zusammenarbeiten, profitieren wir alle davon.“
LHStv Josef Geisler
 

 

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