07. Juni 2019

100 Jahre Frauen im Tiroler Landtag

von Renate Fischler
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LTPin Sonja Ledl-Rossmann (Mitte) feiert mit ihren Kolleginnen 100 Jahre Frauen im Tiroler Landtag (von li.:): 2. Vize-LTPin Stephanie Jicha, LA Sophia Kircher, KO Andrea Haselwanter-Schneider, LA Elisabeth Blanik, LA Cornelia Hagele, LA Claudia Hacksteiner, LA Barbara Schwaighofer, LA Evelyn Achhorner, LA Elisabeth Fleischanderl und LA Martina Nowara (nicht im Bild LA Kathrin Kaltenhauser).
100 Jahre ist es her, dass mit Karoline Wageneder und Maria Ducia erstmals Frauen in den Tiroler Landtag gewählt wurden.

Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges beschloss die provisorische Tiroler Landesversammlung am 14. April 1919 ein Gesetz zur Festsetzung der Wahlordnung für den verfassungsgebenden Landtag. Darin wurde geregelt, dass „jeder deutschösterreichische Staatsbürger ohne Unterschied des Geschlechtes wahlberechtigt ist, sofern er im unmittelbar vorausgegangenen Kalenderjahr das 20. Lebensjahr vollendet hat“. Außerdem wurde festgelegt, dass „jeder Wahlberechtigte, der vor dem 1. Jänner des Jahres, in dessen Verlauf die Wahl vorgenommen wird, das 20. Lebensjahr vollendet hat, ohne Unterschied des Geschlechtes wählbar ist“. Im Bundesland Tirol war damit das aktive und passive Frauenwahlrecht gesetzlich verankert.

Erste allgemeine Wahlen

Am 15. Juni 1919 fanden die ersten allgemeinen Wahlen in Tirol statt. Unter den 56 Abgeordneten, die am 1. Juli 1919 zur konstituierenden Sitzung des Tiroler Landtages zusammenkamen, befanden sich erstmals in der Geschichte des Tiroler Landtages auch zwei Frauen. Die damals 37-jährige Karoline Wageneder war schon in jungen Jahren politisch tätig und engagierte sich im Kampf für Frieden und die Rechte der ArbeiterInnen. Sie trat aber auch vehement für die Rechte der Frauen, allem voran für das Frauenstimmrecht, ein. Doch bereits im Herbst 1920 legte sie ihr Mandat wieder zurück und übersiedelte mit ihrer Familie nach Oberösterreich. Auch die 44-jährige Maria Ducia war geraume Zeit vor ihrem Einzug in den Landtag politisch aktiv und auch gewerkschaftlich tätig. 1912 berief sie die erste Tiroler Landesfrauenkonferenz ein und trug zur Entstehung zahlreicher lokaler Frauenorganisationen bei. Mit dem Verbot der Sozialdemokratischen Partei im Jahr 1934 beendete sie ihre aktive politische Karriere.

Langsamer Anstieg des Frauenanteils

In sämtlichen vier Legislaturperioden von 1919 bis zur Selbstauflösung des Landtages 1934 waren je zwei bis drei Frauen unter den Abgeordneten vertreten. Bei der ersten Sitzung nach dem Zweiten Weltkrieg am 10. Juli 1945 hatte mit Adele Obermayr erneut nur eine einzige Frau ein Landtagsmandat inne. Bis zum Jahr 1984 waren vier Legislaturperioden gänzlich „frauenlos“. Erst ab diesem Zeitpunkt nahm der Frauenanteil allmählich zu. In der Legislaturperiode von 2013 bis 2018 wurde mit 13 weiblichen Abgeordneten die bisherige Höchstzahl erreicht.
Erste Landtagspräsidentin in Tirol In der aktuellen Gesetzgebungsperiode ist genau ein Drittel aller 36 Abgeordneten weiblich. Zum ersten Mal in der Geschichte des Tiroler Landtages leitet eine Präsidentin die Geschicke im Hohen Haus. Sonja Ledl-Rossmann, vormals Präsidentin des Bundesrates, führt seit 28. März 2018 den Vorsitz im Landesparlament. Mit Stephanie Jicha steht ihr ebenfalls eine Frau als 2. Vizepräsidentin zur Seite.
 

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