05. August 2020

Pflanzen gehören nicht ins Gepäck – Internationales Jahr der Pflanzengesundheit

von Christa Entstrasser-Müller
Plakat mit Aufschrift
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Die Generalversammlung der Vereinten Nationen hat das Jahr 2020 zum „Internationalen Jahr der Pflanzengesundheit“ ausgerufen.

Denn nur gesunde Pflanzen können ihre wichtige Funktion im globalen Klimasystem und als Nahrungsgrundlage für Mensch und Tier erfüllen. Bedroht sind Pflanzengesundheit und Artenvielfalt vor allem durch das Einschleppen von Schädlingen und Krankheiten. Sie können bei uns zu massiven ökologischen und ökonomischen Schäden führen.
Schädlinge, darunter Insekten, Viren, Bakterien, Pilze und Fadenwürmer kümmern sich nicht um Zollschranken und gesetzliche Vorgaben. Daher ist vor allem bei der Einfuhr aus Nicht- EU-Ländern eine genaue Kontrolle von Pflanzen, Obst, Gemüse, Blumen, Saatgut und Verpackungsmaterial aus Holz auf Schädlinge und Krankheiten notwendig. Für den Import und Export gelten strenge Bestimmungen.

Reiseverkehr

Fernreisen stehen im heurigen Sommerwohl nicht auf dem Programm. Doch grundsätzlich gilt: Pflanzen gehören nicht ins Gepäck! Das gilt auch für geringe Mengen im Reisekoffer. Bereits kleine, exotische Mitbringsel können sich zuhause unkontrolliert ausbreiten und die heimische Flora und Fauna nachhaltig schädigen. Bei Nutz- und Zierpflanzen wie Mandel- und Zitronenbäumen, Lavendel, Rosmarin, Kaffee und Oleander besteht etwa ein hohes Risiko der Einschleppung z. B. des Feuerbakteriums, das ähnlich wie der Feuerbrand zum Absterben von befallenen Pflanzen führt. Aus Nicht-EU-Ländern ist das Mitbringen von Pflanzen, Obst, Gemüse, Blumen oder Saatgut in die EU nur mit Pflanzengesundheitszeugnis erlaubt.
Heimisch kaufen auch bei Pflanzen Und auch im Internet heißt es aufpassen: Werden Pflanzen oder Saatgut online bestellt, ist es wichtig, auf das Herkunftsland zu achten. Kommt die Ware nicht aus einem EU-Mitgliedstaat oder der Schweiz, müssen den VerkäuferInnen eine Pflanzengesundheitsuntersuchung durchführen lassen. „Wer die Gefahr von importierten Schädlingen verringern möchte, soll Pflanzen, Schnittblumen und Co aus heimischer Produktion erwerben“, empfiehlt Andreas Tschöll, Pflanzenschutzexperte beim Land Tirol.
Dass eingeschleppte Schaderreger zu einer ernsten Bedrohung werden können, mussten die Menschen bereits früh feststellen. Im Jahr 1842 trat in Nordamerika eine bis dahin unbekannte Krankheit bei Kartoffeln auf. Die Kraut- und Knollenfäule breitete sich auch in Europa aus und verursachte Mitte des 19. Jahrhunderts vor allem in Irland gravierende Ertragsausfälle. Der größten Hungersnot in der Geschichte des Landes fiel eine Million Irinnen und Iren zum Opfer. Etwa zwei weitere Millionen wanderten aus.

Versorgungssicherheit

Die Gefahr ist keineswegs gebannt: Große Mengen von Pflanzen, Pflanzenerzeugnissen und Verpackungsmaterial aus Holz zirkulieren jedes Jahr im EU-Binnenmarkt oder werden aus anderen Erdteilen eingeführt. Mit ihnen können gefährliche Schädlinge und Krankheiten eingeschleppt werden. Ein Beispiel dafür ist der Asiatische Laubholzbockkäfer. Dieser schwarze Käfer mit weißen Tupfen wurde wahrscheinlich 2001 mit unbehandeltem Paletten-Holz von Steinlieferungen aus Asien eingeschleppt. Der Laubholzbockkäfer kann beinahe alle heimischen Laubbaumarten befallen und bringt nach ein paar Jahren ganze Bestände, wie etwa Obstplantagen oder Allee- und Parkbäume, zum Absterben.

Verzicht auf pflanzliche Souvenirs

Wie wichtig eine eigenständige Versorgung mit Lebensmitteln auf Basis gesunder Pflanzen ist, ist gerade in Pandemiezeiten offensichtlich. „Bitte helfen Sie mit, unsere Natur- und Kulturpflanzen frei von Schädlingen und Krankheiten zu halten. Verzichten Sie nach Möglichkeit darauf, pflanzliche Souvenirs aus anderen Ländern mitzunehmen“, betont Andreas Tschöll gerade auch im Internationalen Jahr der Pflanzengesundheit.

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